Priv.-Doz. Dr. Florian Seemüller, Chefarzt der kbo-Lech-Mangfall-Kliniken Garmisch-Partenkirchen, Peißenberg und Murnau und stellvertretender Ärztlicher Direktor der kbo-LMK gGmbH, blickt auf seine 10jährige Betriebszugehörigkeit zurück.
Garmisch-Partenkirchen, Dezember 2023/Januar 2024
Herr Dr. Seemüller, herzlichen Glückwunsch zu Ihrem 10jährigen Dienstjubiläum.
Vielen Dank, die Jahre sind wie im Fluge vergangen.
Mögen Sie erzählen, wie Sie in die kbo-LMK fanden?
Meine Großmutter war die erste weibliche Kreisrätin in Garmisch-Partenkirchen in der Nachkriegszeit und hat sich sehr im Ort engagiert. Meine Mutter ist in St. Irmengard zur Schule gegangen. Nachdem Sie meinen Vater geheiratet hat, der gebürtiger Münchner ist, haben Sie zunächst ein paar Jahre in Berlin gelebt, wo ich dann geboren wurde. Allerdings haben die Familie und die Sehnsucht nach den Bergen sie nach kurzer Zeit wieder nach München und Garmisch-Partenkirchen gezogen. Wir waren immer mit einem Fuß in Garmisch, sei es zum Skifahren, Bergwandern oder auch Freunde und Familie treffen. Ich habe viele schöne Erinnerungen an diesen Ort, der fortan eine hohe Attraktivität für mich hatte. Auch beruflich hatte ich schon immer die Klinik Garmisch-Partenkirchen im Auge. Als die Chefarzt -Stelle der kbo-LMK im Jahr 2014 neu zu besetzen war, war es Zeit.
Sie haben sich beworben.
Ja, es war tatsächlich die einzige Bewerbung, die ich in meinem Leben geschrieben habe und ich freue mich immer noch, dass es funktioniert hat.
Erinnern Sie sich noch an das Bewerbungsgespräch?
Ja, klar, besonders auch an den ersten Rundgang durch die Klinik, die mich sogleich mit ihrer warmen, offenen und herzlichen Atmosphäre beeindruckt und mich sofort überzeugt hat. Damals gab es auf drei Stationen 80 Betten und eine meiner Verhandlungspunkte war die Erweiterung der Klinik um 20 auf insgesamt 100 Betten.
Sie haben sich dann auch für eine Komplettsanierung eingesetzt…
Richtig, inklusive dreier Wasserschäden und eines Anbaus, das hat uns und auch mich persönlich in der Tat in den ersten Jahren meiner Tätigkeit ziemlich beschäftigt. Aber der Einsatz hat sich gelohnt. Heute erstrahlen die Räume in hellem Licht und schönen Farben und bestechen mit einer wohnlichen Atmosphäre, die Patienten/Innen und Mitarbeitenden gleichermaßen guttut.
Ein weiterer Meilenstein in den zehn Jahren war im Jahr 2016 die Ernennung der kbo-LMK Garmisch-Partenkirchen zum Akademischen Lehrkrankenhaus der Technischen Universität München.
Genau, das war natürlich ein wichtiger, wegweisender Schritt hin zur Möglichkeit der klinischen Ausbildung in Psychiatrie und Psychotherapie in allen Abschnitten im Rahmen des Medizinstudiums. Mein Vorgänger Herr Dr. Josef Scherer hatte hier mit dem Blockpraktikum schon wichtige Vorarbeit geleistet. Ein wenig stolz bin ich heute auf die vielen exzellenten Bewertungen unserer PJ-Studenten, die die hervorragenden Weiterbildungsmöglichkeiten verbunden mit einer familiären Atmosphäre und einmaligen Freizeitmöglichkeiten in schönster Umgebung hier bei uns sehr zu schätzen wissen.
Welche weiteren Meilensteine innerhalb ihres Schaffens-Jahrzehnts – Sie sind ja auch Chefarzt in den kbo-LMK Kliniken Peißenberg und Murnau, würden Sie noch nennen?
Ein Fokus lag auch auf der Erweiterung des psychotherapeutischen Angebots. Das Team der Psychologen ist von drei auf zehn Mitarbeitende angewachsen und ich habe diesen so wichtigen Bereich gerade auch im Sinne von Prävention gestärkt und mehr verankert. Zudem haben wir mit Frau Dr. Anna Beraldi eine hervorragende leitende Psychologin aus der LMU München ins LMK-Boot holen können. Gemeinsam konnten wir neben der Etablierung einer neuropsychologischen Abteilung nicht nur die Diagnostik verbessern, sondern entwickelten auch die tiergestützte Therapie mit unseren Therapiehunden an den Standorten Garmisch-Partenkirchen und Peißenberg weiter und haben mit der Institutsambulanz in Murnau einen ganz neuen Standort hinzubekommen.
Damit wurde das Angebot für Patienten/Innen erweitert, gleichzeitig aber auch die Ausbildungsmöglichkeiten für Mitarbeitende.
Ganz genau, wir sind stark im Unterrichten engagiert, was mich persönlich überaus freut, denn junge Menschen für die Fachdisziplin der Psychiatrie zu begeistern, liegt mir schon sehr am Herzen und bringt mir große Freude.
Nicht von ungefähr erhalten Sie immer wieder Lehr-Auszeichnungen. Zudem sind Sie in den zehn Jahren auch Privatdozent geworden und haben inzwischen schon so einige Fachärzte ausbilden können.
Mich freut besonders, dass eine jüngst durchgeführte Umfrage unter unseren Zuweisern einen ausgezeichneten Ruf unserer Kliniken offengelegt hat. Wir lagen durchweg sowohl im lokalen als auch im überregionalen Umfeld über den Bench-Marks.
Ein weiterer Meilenstein ist der Erhalt des Gütesiegels der Deutschen Gesellschaft für Bipolare Forschung/DGBS und Ihre Berufung in den Vorstand dieser Fachgesellschaft.
Die Auszeichnung ist für mich eine Wertschätzung und die Berufung in den Vorstand ermöglicht, noch weitere Vorteile für die Betroffenen zu etablieren. Die bipolaren Erkrankungen sind in der Tat eine meiner Schwerpunkte. Da diese neben den Depressionen und den Suchterkrankungen zweidrittel unserer Patienten/innen ausmachen, passt es auch hier sehr gut.
Am Standort Peißenberg haben Sie die stationsäquivalente Behandlung (StäB) etabliert.
Dieses Angebot richtet sich an Patienten, die bis dato durchs Versorgungsraster gefallen sind. Ein leidenschaftliches Team unter der Leitung von Frau Sabine Kühnel und Herrn Dr. Christian Bader steht mir hier zur Seite.
Und jüngst wurde die Tagesklinik Peißenberg um zehn auf insgesamt 30 Plätze erweitert, zudem wurde vor eineinhalb Jahren die PIA in Murnau als Außenstelle der PIA in Garmisch-Partenkirchen eröffnet.
Ganz recht damit haben wir insgesamt im vergangenen Jahrzehnt die tagesklinischen Plätze von 35 auf 50 erhöht. Unsere Tageskliniken arbeiten zunehmend als Akutkliniken und versorgen Patienten/Innen, die direkt per Überweisung durch den Hausarzt kommen. So lassen sich vollstationäre Behandlungen reduzieren und die Betroffenen können zu Hause in ihrem gewohnten Umfeld übernachten. Und mit der Ambulanz in Murnau schließen wir bei dem wachsenden Bedarf eine Versorgungslücke für Patienten/Innen, die eine multiprofessionelle Behandlung benötigen und für die eine Anfahrt nach Garmisch-Partenkirchen eine große Hürde darstellt.
In den zehn Jahren ist einiges passiert…
Ja, das kann man schon sagen, es ist vieles voran gegangen. Was mich insbesondere freut ist die Erkenntnis, dass unsere Kliniken unter einer bezirklichen Trägerschaft viel bewirken können und dass man hier auf universitärem Niveau Medizin ausüben und auch schwerst betroffenen Patienten optimal helfen kann. Ich muss aber auch dazu sagen, dass mich die Geschäftsführung der kbo-LMK immer sehr gefördert hat, insbesondere dann, wenn es darum ging, neue Konzepte einzuführen. Auch für das überaus großzügige Fortbildungsbudget für unsere Mitarbeiter bin ich mehr als dankbar. Die Zusammenarbeit mit der derzeitigen Geschäftsführerin Frau Katharina Kopiecny, aber auch mit ihrem Vorgänger Herrn Gerald Niedermeier, ist bzw. war sehr unterstützend und stets auf Augenhöhe. Auch der Austausch mit meinem Chefarzt Kollegen Herrn Professor Dr. Michael Landgrebe von der kbo-LMK Agatharied, der wie ich zehn Jahre an Bord ist, den jüngeren Mitgliedern des Direktoriums wie der Chefärztin in Landsberg, Frau Priv.-Doz. Dr. Marion Ortner, und unserer neuen Pflegedirektorin, Frau Christina Kießling, und ist überaus erfreulich und gewinnbringend und ein echtes Miteinander auf Augenhöhe, immer im Sinne des großen Ganzen - unter Einhaltung der Wirtschaftlichkeit zur bestmöglichen Versorgung unserer Patienten/Innen.
Also: auf die nächsten zehn Jahre…
Wenn alles so bleibt, bin ich dabei. Ich komme jeden Tag gern zur Arbeit, was will man mehr?
Herr Dr. Seemüller, wir danken Ihnen für das Gespräch.