Christina Kießling blickt auf ein Jahr als Pflegedirektorin in der kbo-Lech-Mangfall-Kliniken gGmbH zurück.
Garmisch-Partenkirchen, Januar 2024
Frau Kießling, Sie sind seit einem Jahr Pflegedirektorin in der kbo-Lech-Mangfall-Kliniken gGmbH, die in Garmisch-Partenkirchen, Peißenberg, Agatharied, Landsberg am Lech und künftig auch in Weilheim und Wolfratshausen Kliniken für Psychiatrie, Neuropsychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik betreibt.
Die Zeit ist wie im Fluge vergangen, kein Tag glich dem anderen. Meine Aufgabe ist überaus abwechslungsreich und kurzweilig, mir kommt es nicht so vor, dass ich tatsächlich schon so lange hier bin.
Wie waren die ersten Wochen?
Man hat mich sehr offen aufgenommen. Es gab überaus viele hilfsbereite Begegnungen, die mein Ankommen unterstützt haben. An allen Standorten habe ich Pflegende mit einem hohen professionellen Verständnis angetroffen, die gemeinsam für „zuverlässig an Ihrer Seite“ einstehen und für das Wohl der Patienten/innen eintreten. Das finde ich großartig. Ich schätze Menschen, die mit Begeisterung oder Überzeugung ihre Aufgaben ausüben, auch in angespannten Zeiten. Das genau macht den Unterschied zum Gewöhnlichen für mich aus.
Sie hatten ja einen nicht so leichten Start, die Folgen von der Corona Pandemie und ein eklatanter Personalmangel begleiten Sie bis heute.
Das stimmt. Wir alle sind da gefordert, an einem Strang zu ziehen und das tun wir. Gemeinsam mit den Bereichs- und Stationsleitungen, mit denen ich inzwischen gut eingespielt bin, gilt es Bewährtes zu erhalten und die Weichen für Neues und Zukünftiges zu stellen.
Das heißt?
Vor allem, zeitgemäße Organisationsstrukturen zu schaffen, die Basis ist inzwischen gelegt. Das bedeutet wesentlich, die Verantwortlichkeiten auf den Stationen zu stärken und die Mitarbeitenden zu befähigen, im Rahmen der Möglichkeiten und situationsbedingt eigenständig und verantwortungsvoll Entscheidungen zu treffen.
Sie haben also die Führungskompetenzen der Leitungen gestärkt…
Ja, genau. Wir haben auf ein neues Zusammenspiel zwischen Stations- und Bereichsleitungen gesetzt, Zuständigkeiten neu geordnet und mehr Verantwortung auf Stationsebene gelegt. Dies haben wir im Leitungsteam gemeinschaftlich im Konsens erarbeitet. Alle wachsen in diese Rolle neu hinein. Dies ist eine Entwicklung, die auch reifen muss. Die Veränderung werden wir auch weiter fördern, für eine gestärkte Pflege, die in den letzten Jahren viel Bemerkenswertes geleistet hat. Flankierend dazu wurde eine Stabsstelle „Pflegeentwicklung“ eingerichtet, die die Bereichs- und Stationsleitungen unterstützt. Dies sichert die inhaltliche Weiterentwicklung der zukunftsrelevanten Themen, wie beispielsweise der Integration von Pflegenden aus dem Ausland oder die Ausbildung eigener Schüler/Innen.
… sowie die Stelle des stellvertretenden Pflegedirektors neu geschaffen.
Mit Herrn Manuel Singer haben wir einen hervorragenden Mitarbeiter aus den eigenen Reihen für diese Position gewinnen können. Er leitet die Stabsstelle „Pflegeentwicklung“ und fokussiert die nachstationären Versorgungsangebote. Diese Aufgaben haben wir auch so im Organigramm verfestigt, um diese Zukunftsthemen der kbo-Strategie 2030+ genau im Blick zu haben. Herr Singer unterstützt diesen Prozess aktiv.
Die kbo-Lech-Mangfall Kliniken bilden seit diesem Jahr – das ist ganz neu – selbst Schüler aus.
Richtig, wir gehen diesen Weg nun erstmalig und haben mit neuen Kooperationsverträgen die Chance ergriffen, Träger der praktischen Ausbildung zum/ zur Pflegefachmann/ -fachfrau zu sein.
Sie treten sehr für die Eigenverantwortlichkeit der Mitarbeitenden ein.
Unsere Mitarbeitenden sind unser wichtigstes Gut und unersetzbar. Verantwortlichkeiten zu übertragen, Freiräume zu gewähren und die vorhandenen Fähigkeiten und Interessen zu erkennen und zu fördern ist unsere Führungsaufgabe
Sie legen großen Wert auf den direkten Kontakt mit Ihren Mitarbeitenden.
Ja, der ist mir in der Tat überaus wichtig, zuweilen würde ich mir einen noch intensiveren Austausch wünschen. Ich hoffe, dass ich nach diesem intensiven Jahr der Einarbeitung mehr Zeit auf den Stationen verbringen und in den direkten Dialog treten kann. Ich erlebe diesen immer als gegenseitige Bereicherung.
Sie haben ja ungeheuer viel geschafft in diesem einen Jahr.
Vielmehr haben wir gemeinsam viel bewegt. So kann ich das gut stehen lassen. Es gibt viele engagierte Menschen um mich, die den gesamten Pflegedienst unterstützen. Jede und jeder Einzelne ist hier wichtig für das Gesamte. Mit Frau Cornelia Tonn und Frau Christine Benning, die als Assistentinnen für den Pflegedient tätig sind, haben wir für alle den Dialog und die Erreichbarkeit erhöht.
Was steht dieses Jahr an?
Wir werden unter anderem die Entwicklung neuer pflegerischer Angebote weiter vorantreiben, zum Beispiel pflegetherapeutische Gruppen auch in den Abendstunden anbieten, um frühere Entlassungen aus dem stationären Bereich zu ermöglichen. Weil sich Ängste, Vereinsamung und Suchtdruck in den Abendstunden bekanntermaßen verstärken, möchten wir mit diesem Angebot den Übergang in die Eigenständigkeit unserer PatientInnen in der Gruppe fördern.
Wie lautet Ihr persönliches Schlusswort?
Jeder Erfolg startet mit der Entscheidung es zu versuchen – jeden Tag aufs Neue.
Frau Kießling, wir danken Ihnen für dieses Gespräch und wünschen Ihnen für Ihr weiteres Schaffen alles Gute und viel Erfolg.