Feier des 25jährigen Bestehens des Steuerungsverbunds Psychische Gesundheit (SPG) im Landkreis Garmisch-Partenkirchen
„Die Versorgung psychisch kranker Menschen in unserer Region liegt mir sehr am Herzen und der Steuerungsbund leistet hier hervorragende Arbeit“, meinte Dr. Michael Rapp (CSU) in seiner Begrüßungsrede zur Feier des 25jährigen Bestehens des Steuerungsverbunds Psychische Gesundheit (SPG) im Landkreis Garmisch-Partenkirchen im Landratsamt der Marktgemeinde.
In seinem Rückblick berichtete der Vize-Landrat vom großen Umbruch der Psychiatrie Mitte der 70er Jahre weg von den Großeinrichtungen hin zu einer regionalisierten Versorgung. „Die Strukturen haben sich in dem vergangen Viertel Jahrhundert enorm positiv verändert. Früher mussten die Patienten, und damit auch die Angehörigen, mit psychischen Erkrankungen oder Sucht-Problemen ganz nach Haar reisen, heute gibt es beispielsweise hier in Garmisch-Partenkirchen die kbo-Lech-Mangfall Klinik, die Wege sind kurz und ich bin sehr dankbar für die hervorragende Betreuung und Versorgung, die sie in der Klinik erfahren.“
Der Vize-Landrat betonte, wie wichtig eine optimale, psychiatrische Versorgung gerade auch in der heutigen ist. „Wir leben in einer schnelllebigen Zeit, viele Menschen leiden unter Stress, Trennungsängsten und Sorgen um die Zukunft, Corona und der Krieg in der Ukraine belasten zusätzlich.“
Die SPG, die Vernetzung der 24 teilnehmenden Leistungsträger und Leistungserbringer, die sich zweimal jährlich im Plenum zum Austausch treffen, leiste hier mit ihren zahlreichen niederschwelligen Hilfsangeboten, mit den ambulanten Beratungsstellen bis hin zu den teilstationären und stationären Versorgungsmöglichkeiten wichtige und wertvolle Arbeit.Lucia Mutengwa vom Bezirk Oberbayern lobte in ihrer Rede die engagierte Vernetzungsarbeit des SPG, die „erheblich zur guten Versorgung psychisch kranker Menschen beiträgt.“
Nach einem weiteren Rückblick durch Christine Neuner, Leiterin des Gesundheitsamtes Garmisch-Partenkirchen und Helmut Meixner (Leitung Haus Röhling und PSAG Gründungsmitglied, heute SPG-Mitglied) auf 25 Jahre SPG und der Vorstellung der Ist-Situation durch die SPG-Vorsitzende Regina Dupper, Diplom--Sozialarbeiterin (FH) und Leiterin des Sozialpsychiatrischen Dienstes der Diakonie Herzogsägmühle, folgte die exemplarische Vorstellung einiger sozialpsychiatrischer Projekte.
Im Anschluss wagten Privatdozent und Chefarzt der kbo-Lech-Mangfall-Kliniken Garmisch-Partenkirchen und Peißenberg, Dr. Florian Seemüller, und Dr. Martin Huber, Chefarzt, in Österreich spricht man von Primar, im Bezirkskrankenhaus Lienz, einen Ausblick auf die Zukunft. In einem lockeren Dialog entwickelten die beiden Mediziner und ehemaligen Kollegen vor den rund 80 Gästen des Festaktes im gut gefüllten Sitzungssaal ein Fachgespräch unter Experten, in dem sie auch die psychiatrische Versorgung in Deutschland und Österreich auf anschauliche und unterhaltsame Weise miteinander verglichen. So können beispielsweise in Österreich Krankschreibungen ein teilweises Arbeitsverbot beinhalten, in Deutschland dagegen nur ein vollständiges. Für pflegende Angehörige gibt es zudem im Nachbarland hier nicht vorhandene Kurzzeitpflegeplätze.
Seemüller stellte dann noch eine neue Behandlungsmethode vor, die in der kbo-Lech-Mangfall Klinik Peißenberg seit kurzem angewandt wird und regen Zuspruch findet: StäB, eine stationsäquivalente Behandlung von Patienten mit psychiatrischen Erkrankungen, die daheim durch ein multiprofessionelles Team erfolgt und für all diejenigen in Frage kommt, bei denen das Therapieziel über eine aufsuchende Behandlung besser erreicht werden kann als über einen vollstationäre Versorgung. Das schließt bisher unterversorgte Patienten mit ein, die aus verschiedenen Gründen nicht in der Lage sind, sich in stationäre oder ambulante Behandlung in die Klinik zu begeben. „Ein sehr gutes, überaus sinnvolles Konzept, das von vielen unserer Patienten dankbar angenommen wird“, so Seemüller, der dann noch über die geplante Eröffnung einer Psychiatrischen Institutsambulanz (PIA) der kbo-Lech-Mangfall Klinik als Außenstelle in Murnau berichtete.
Alle Beteiligten waren sich am Ende dieser interessanten Veranstaltung darin einig, dass seelische Erkrankungen sich auf viele Bereiche des Lebens auswirken und es deshalb immens wichtig ist, Vorbehalte und Stigmatisierungen gegenüber psychischen Erkrankungen abzubauen und sich mit seinen Angeboten gut und eng zu vernetzen.
Damit sich die Menschen rechtzeitig Hilfe holen und keine Angst mehr davor haben, schief angesehen zu werden, wenn sie sich in psychiatrische Behandlung begeben.
Barbara Falkenberg, Garmisch-Partenkirchen 21.07.2022
Bildmaterial: ©kbo-LMK gGmbH