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Zwangsstörungen

Hintergrund

Zwänge stellen das Leitsymptom der Zwangsstörung dar und treten auch im Verlauf weiterer psychischer Störungsbilder, die einen Zwangscharakter haben bzw. komorbid mit Zwangssymptomen einhergehen, auf. Dazu zählen sowohl das Spektrum der Essstörungen, Affektiven Störungen, Suchterkrankungen, Persönlichkeitsstörungen sowie körperdysmorphe Störungen. 

Welche Arten von Zwängen gibt es? 

Zwangsgedanken: Zwangsgedanken äußern sich als wiederkehrende sich aufdrängende Gedanken, Impulse oder Bilder. Betroffene erleben sie als aufdringlich und unangemessen. Sie lösen vor allem ausgeprägte Angst und großes Unbehagen aus. Typische Zwangsgedanken können zum Beispiel Gedanken sein, sich durch den Kontakt mit bestimmten Gegenständen oder Personen zu infizieren bzw. verschmutzt zu werden sowie Zweifel („habe ich gerade einen Unfall verursacht?“) oder aggressive Impulse bzw. Vorstellungen (beispielsweise das eigene Kind zu verletzten).

Zwangshandlungen: Zwangshandlungen äußern sich in wiederholten Verhaltensweisen, zum Beispiel in wiederholtem Händewaschen, Duschen oder Zähneputzen, wiederholtes Ordnen oder Kontrollieren (Ausschalten des Herdes, Abschließen einer Tür etc.), einem Sammel- oder Wiederholungszwang. Betroffene führen Zwangshandlungen mit dem Ziel aus, Unwohlsein zu verhindern oder es zu reduzieren. Sehr viele Menschen erleben von Zeit zu Zeit solche Impulse oder Handlungen der beschriebenen Art. 
Jedoch kennzeichnend für die Diagnose einer Zwangsstörung ist, wenn die Zwangsgedanken oder -handlungen einen erheblichen Leidensdruck verursachen und mehr als eine Stunde pro Tag in Anspruch nehmen bzw. zu einer starken Beeinträchtigung des beruflichen oder privaten Lebens führen.

Wie viele Menschen leiden unter einer Zwangserkrankung?

Circa 1-3 % der Menschen erkranken einmal in ihrem Leben an einer Zwangsstörung. Dabei erkranken Frauen häufiger als Männer, jedoch erkranken Männer häufiger als Frauen vor dem 20. Lebensjahr. Verschiedene Studien lassen vermuten, dass bei 50-70% der Betroffenen bestimmte Lebensereignisse oder Stressoren (Schwangerschaft, Hausbau, Tod eines Angehörigen) vor den ersten Symptomen aufgetreten sind. Oft dauert es jedoch viele Jahre, bis Betroffene sich professionelle Hilfe suchen. (Quelle: S3- Leitlinie Zwangsstörungen, 2013)

Wie wird eine Zwangserkrankung behandelt?

Die Wirksamkeit der kogntiv-verhaltenstherapeutischen Therapie in der Behandlung von Zwangsstörungen ist durch viele Studien belegt. Die direkte Behandlung der Zwangssymptome unter Verwendung von Verhaltensexperimenten steht meist am Beginn der Therapie, aber auch Themen wie soziale Kompetenz, Interpersonelle Funktionalitäten und das Training emotionaler Kompetenz kann Teil der Therapie werden.
 

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